Die Genossenschaft GGHZ im Wandel der Zeit
Vor 50 Jahren weihte die Genossenschaft für Gehörlosenhilfe ihren Neubau des städtischen Gehörlosenzentrums ein. Das wird nun mit einem Fest gefeiert.
Die Anfänge
Die Geschichte der Genossenschaft GGHZ reicht zurück bis ins Jahr 1934, als Johannes Hepp unsere Genossenschaft noch unter dem Namen Genossenschaft Taubstummenhilfe Zürich gründete. Sie hatte das Ziel, Werkstätten und Lehrbetriebe für Gehörlose in Oerlikon zu schaffen. Zuvor hatte es kaum anerkannte Ausbildungsmöglichkeiten für Gehörlose gegeben, sondern lediglich Anlehren. Gehörlose erhielten somit erstmals die Möglichkeit, die Berufe Damenschneiderin, Buchbinder, Möbelschreiner und Maler, später auch Bäcker/Konditor zu erlernen. Sitz war das einstige Hotel Haldengarten an der Oerlikonerstrasse 98, in dem 1954 auch die neu geschaffene Berufsschule Platz fand. Diese zog aus Platzgründen 1992 an die Schaffhauserstrasse 430 in Zürich-Oerlikon um.
Das Engagement der GGHZ
Lange stand es auch schlecht um die Schulbildung von gehörlosen Menschen. So beschloss die Genossenschaft 1959, zusätzlich eine Sekundarschule für begabte Gehörlose zu schaffen. Bis dahin waren gehörlose Kinder lediglich in den Genuss einer Primarschulbildung gekommen. Entsprechend schwierig war es für diese Schülerinnen und Schüler, den Anforderungen der Berufsschule zu genügen. Die Sekundarschule wurde als teilintegrierte Schule im Oberstufen-Schulhaus Hans Asper in Wollishofen untergebracht, wo sie bis heute besteht. 1968/69 konnte die GGHZ in der Stockwerkeigentümergemeinschaft mit dem Stadtverband der evangelisch-reformierten Kirchen von Zürich einen Ersatzneubau am bisherigen Standort realisieren, der künftig als «Gehörlosenzentrum» betrieben wurde. Sein Raumprogramm war auf die Bedürfnisse der Berufsschule ausgerichtet. Auch wurden Räume an andere Organisationen im Hörbehindertenwesen vermietet. Zusätzlich erhielt die reformierte Gehörlosengemeinde im Stockwerkeigentum einen Raum für Gottesdienste, die «Gehörlosenkirche» mitsamt Foyer und Orgel. Die Gehörlosenvereine belegten ein Lokal, den Clubraum, und die Beratungsstelle für Gehörlose (heutige BFSUG) und das Pfarramt Büroräumlichkeiten. Das Gebäude erfuhr mehrere Renovationen und Anpassungen. 2014 schenkte die reformierte Kirche der Stadt Zürich ihr Stockwerkeigentum der GGHZ zu Eigentum. Diese baute die Kirche in einen multifunktionalen Raum um. Es entstand eine Aula mit Bühne, Theaterbeleuchtung, einer Ringleitung und Audio-Video-Anlage. Angrenzend daran gibt es einen Seminarraum, der ebenfalls über eine Ringleitung verfügt. Das neu geschaffene forum98, wie es benannt wurde, ist bist heute Menschen mit und ohne Hörbehinderung zugänglich und soll ein Ort der Begegnung sein.
Öffnung nach aussen
Das Gehörlosenzentrum ist bis heute ein Treffpunkt für Gehörlose, wo sie sich austauschen, mit- und voneinander lernen können und die Gehörlosenkultur und Gebärdensprache pflegen. Die Mehrzahl der eingemieteten Organisationen und Unternehmen werden von gehörlosen Menschen geleitet. Die Bemühungen um eine Öffnung des Gehörlosenzentrums haben gefruchtet: Inzwischen haben auch Organisationen aus dem Schwerhörigenwesen und hörende Mieter hier ihr «Zuhause» gefunden.